Nach längerer Pause mal wieder ein Sammeleintrag zum Thema Bücher und Lesen … los geht’s mit zwei opulenten Wälzern, die auch in den Kontext eines Fotoblogs gut reinpassen.
Peter and Beverly Pickford, Wild Land: Das südafrikanische Ehepaar hat die Weltkarte gezielt nach unbesiedelten Zonen abgesucht und über mehrere Jahre hinweg Wildnisse auf jedem Kontinent, Flora und Fauna, fotografisch portraitiert. Herausgekommen sind Naturaufnahmen, die auch in einer Ära permanenter visueller Reizüberflutung noch beeindrucken können, wohl gerade weil sie auf spektakuläre Effekte weitgehend verzichten und die Schönheit rauer Landschaften eher dokumentarisch vermitteln. (Es gibt eine großzügig bebilderte Website zum Buch.)
Robert Bösch, Mountains: Ein weiteres Schwergewicht mit sensationell schönen Aufnahmen der Alpen und anderer Bergregionen. Von Unberührtheit der Natur kann hier allerdings keine Rede sein, denn auf den meisten Fotos sind (und sei es winzigklein) auch Menschen zu sehen, die auf unterschiedliche Art unterwegs sind: als Bergsteiger oder Kletterer, auf Ski, im Kajak, am Gleitschirm oder auf dem Mountainbike. Die Lektüre wird dann mitunter zu einem zwiespältigen Vergnügen, wenn etwa im Eingangstext des Fahrrad-Kapitels der Gastautor davon schwärmen darf, die Alpen als seinen Spielplatz zu betrachten. Himmel nee, zum Spielen gibt es Bikeparks – wer beim Downhill gern mal abhebt, kann noch so eloquent drüber schreiben, dass das neue Interpretationen alter Wegkulturen sind, für mich ist das spinnerte Rücksichtslosigkeit.
Und sonst so in letzter Zeit:
Dr. med Eckart von Hirschhausen, Wunder wirken Wunder. Viele kurze, erwartungsgemäß amüsante Texte mit jeder Menge Aha-Effekten über die Möglichkeiten und Grenzen von Schul- und Komplementärmedizin, über gesunde Einstellungen zum Kranksein und die Krankheiten des Gesundheitssystems. Wird gerade als „Wanderbuch“ in der Familie weitergereicht und findet hoffentlich auch sonst noch viele Käufer.
Sy Montgomery, The Soul of an Octopus: Ich bin noch nicht ganz durch, aber schon ziemlich fasziniert – von der Schreibe, Typ populärwissenschaftliche Reportage, dabei passagenweise durchaus poetisch, und von den portraitierten Oktopoden, die ich bisher nicht als wahnsinnig interessante Tierart auf dem Radar hatte, die aber offensichtlich eine eigentümliche Form von Bewusstsein haben und uns völlig fremde Formen der Kommunikation kennen. Sehr lesenswert, bei Bedarf auch auf Deutsch zu finden (Rendezvous mit einem Oktopus).